Ausbildung abbrechen und jetzt? Der Ratgeber für Azubis

Trauriges Mädchen im Wald
© Martin Dimitrov/istock

Gründe für den Ausbildungsabbruch

Ein typischer Grund für den Abbruch von Azubiseite aus ist vor allem die Qualität der Ausbildung. Damit einhergehend sind Unzufriedenheit und Konflikte mit den Vorgesetzten des Ausbildungsbetriebes vorprogrammiert und ein weiterer Grund, der das Arbeitsverhältnis stark belastet und letztendlich zur Kündigung führt. Doch auch falsche Vorstellungen des Berufsbildes an sich können zum Abbruch führen, weshalb eine ausgiebige Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und Interessen sowie den Voraussetzungen des Berufs bei der Berufswahl von hoher Wichtigkeit sind. Auf Arbeitgeberseite sind es vor allem die Themen Leistung und Motivation der Auszubildenden, die zu einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch den Betrieb selber führen. Denn auch wenn die Ausbilder ihr Wissen gut vermitteln können, Motivation müssen die Azubis schon selber mitbringen, um das Wissen auch aufnehmen und in die Praxis umsetzen zu können.

Fünf Schritte wie man den Ausbildungsabbruch richtig angeht

Schritt 1 - Situation analysieren

Unglücklich mit der Ausbildung? Zunächst einmal sollte man die Probleme analysieren, was einen persönlich unzufrieden macht und versuchen es einigermaßen objektiv einzuschätzen. Dazu gehört auch zu überlegen, ob man die Situationen überbewertet oder ob man die Misslage realistisch einschätzt. Hat man genug Motivation und Leistung an den Tag gelegt oder hätte man bei der Arbeit mehr geben können sind Fragen, die man sich stellen sollte. Fühlt man sich im Betrieb nicht wohl aufgrund des Teams oder des Vorgesetzten oder hat man selber erst gar nicht versucht, sich positiv zu integrieren. Man sollte also stets genau analysieren, warum man die Ausbildung abbrechen möchte und nie leichtfertig entscheiden. Eine Möglichkeit ist auch, mit dem Vorgänger zu sprechen, vielleicht hat er Ähnliches erlebt und kann hilfreiche Tipps geben.

Schritt 2 - Situation kommunizieren

Bevor der Entschluss zum Abbruch der Ausbildung gefasst wird, sollte man seine Probleme den Eltern und dem Ausbilder anvertrauen oder auch das Gespräch zu den Lehrern der Berufsschule suchen. Diese Vertrauenspersonen kennen sich meist mit dem Thema aus und können bei den Problemen im Betrieb beratend zur Seite stehen. Zudem, auch wenn es oft schwer fällt, sollte man das Gespräch zum Vorgesetzten suchen. Grundsätzlich gilt zu beachten, dass es eine Unterscheidung zwischen einer vorzeitigen Vertragsauflösung und einem endgültigen Ausbildungsabbruch gibt. Bei einer vorzeitigen Vertragsauflösung geht es um einen Wechsel des Ausbildungsberufes oder des Ausbildungsbetriebes, bei der ein Ausbildungsabschluss weiterhin angestrebt wird. Bei einem Ausbildungsabbruch wird keine neue Ausbildung begonnen. Ob vorzeitige Vertragsauflösung oder kompletter Abbruch, jede Kündigung sollte sorgfältig durchdacht werden.

Schritt 3 - Sich beraten lassen

In vielen Fällen machen die zu Beginn genannten Gründe eine Kündigung, ob Wechsel oder gar Abbruch, unvermeidbar. In beiden Fällen gilt es sich als Azubi professionell beraten zu lassen und nach Alternativen zu suchen. Besonders als Jugendlicher ist es wichtig, den richtigen Weg zu gehen, denn in jungen Jahren werden die Grundsteine für eine erfolgreiche und vor allem glückliche Zukunft gelegt. Neben Eltern, Ausbildern oder Lehrern sollte man sich mit seinen Problemen daher zusätzlich an Berater der Arbeitsagentur oder der zuständigen Kammer wenden. MIt ihnen können Azubis gemeinsam überlegen, ob es der richtige Weg oder gar der richtige Beruf ist. Gerade die Kammern können explizite Ratschläge bezüglich der weiteren Vorgehensweise von Kündigung, Plan B etc. geben, denn sie kennen sich mit Problemen von Azubis aus.

Schritt 4 - Plan B suchen

Ist die Entscheidung gefasst die Ausbildung abzubrechen, sollte nach neuen Möglichkeiten gesucht werden, damit der Wechsel nahtlos übergeht und keine Lücken im Lebenslauf entstehen. Möglich sind zum Beispiel ein Orientierungspraktikum, ein neuer Ausbildungsplatz, ein Freiwilliges Soziales- oder Ökologisches Jahr, ein Studium oder gar ein Auslandsjahr. Sollte das Ausbildungsverhältnis gen Ende hin gekündigt werden, kann bei der zugehörigen Industrie- und Handels- bzw. Handwerkskammer sogar erfragt werden, ob die Abschlussprüfung unabhängig vom Ausbildungsbetrieb dennoch angetreten werden kann. Dies hängt jedoch von verschiedenen Faktoren wie Anzahl der erfolgten Lehrjahre, Kündigungsgrund oder Fehlzeiten im ehemaligen Betrieb und der Berufsschule ab.

Schritt 5 - Richtig kündigen

Entscheidung gefallen? Dann heißt es nur noch richtig kündigen. Der einfachste Weg ist natürlich, wenn die Ausbildung im Einvernehmen mit dem Chef beendet wird und ein Aufhebungsvertrag reicht. Sollte dies nicht der Fall sein, muss eine schriftliche Kündigung her. Dabei sind vor allem die Kündigungsfristen zu beachten. Innerhalb der Probezeit kann eine Ausbildung jederzeit abgebrochen und die Kündigung ohne Angabe von Gründen beim Ausbildungsbetrieb eingereicht werden. Wenn ein Azubi sich bereits außerhalb der Probezeit befindet, muss eine Kündigungsfrist von vier Wochen eingehalten werden. Zur Absicherung kann zudem immer ein Blick in den Vertrag helfen. Wenn man die Kündigung eingereicht hat, gibt es zudem Ansprüche, die einem zustehen. Die Vergütung muss bis zum letzten Arbeitstag gezahlt werden und der Anspruch auf Auszahlung oder Freizeitausgleich für Überstunden und Resturlaub besteht ebenfalls. Zudem hat jeder Azubi Anspruch auf ein Arbeitszeugnis sowie Arbeitspapiere.

Pros und Cons - Ausbildung abbrechen oder nicht?

Für den Abbruch Gegen den Abbruch
Persönliche Unzufriedenheit aufgrund der Ausbildungsqualität
Bereits im 2. Lehrjahr oder sogar weiter, Abschluss ist bereits in Sicht
Falsche Erwartungen an den Beruf und nicht der richtige Beruf
Am Ende eine abgeschlossene Ausbildung
Stets Sinkende Motivation bei steigenden Überstunden
Lückenloser Lebenslauf
Erst im 1. Lehrjahr oder sogar der Probezeit
Nach der Ausbildung kann man immer noch den Betrieb wechseln

Stets optimistisch bleiben

Grundsätzlich gilt, sich vorab genug Gedanken zur Berufswahl zu machen- ein Praktikum vorab kann sehr hilfreich sein zu erkennen, ob es die richtige Wahl ist oder nicht. Wenn die Ausbildung dann doch negativ verläuft und es nicht an Leistungs- oder Motivationsproblemen liegt, gilt es sein Anliegen mit den genannten Ansprechpartnern zu teilen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Letztendlich ist es, wenn der Betrieb nicht das Ausbildungsverhältnis kündigt, die alleinige Entscheidung des Azubis. Auch wenn ein Abbruch zunächst negativ erscheint, kann es ein neuer Start in die richtige Zukunft sein, also stets positiv denken.


Häufig gestellte Fragen

In der Probezeit ist es möglich ohne Angaben von Gründen zu kündigen oder auch gekündigt zu werden. Möchte man nach der Probezeit kündigen, müssen Kündigungsfristen eingehalten werden und nachvollziehbare Kündigungsgründe angegeben werden.
Wenn man sich sicher ist, dass man die Ausbildung abbrechen möchte, sollte man sich definitiv erst um eine Alternative kümmern und sich frühzeitig bewerben, um nicht arbeitslos zu werden. Ein Reibungsloser Übergang ist nicht nur für einen persönlich von Bedeutung sondern auch für den Lebenslauf, denn nichts sieht unprofessioneller aus als eine unerklärbare Lücke.
In den meisten Fällen kann bei einem Wechsel des Ausbildungsbetriebes dort angesetzt werden, wo die vorherige Ausbildung abgebrochen wurde, vorausgesetzt es handelt sich um den gleichen Ausbildungsberuf. Jeder Fall muss jedoch individuell betrachtet werden, sodass man sich definitiv bei jedem geplanten Abbruch bei der zugehörigen Kammer beraten lassen sollte.