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Baufinanzierung ohne Eigenkapital: So klappt die Vollfinanzierung

Ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung statt monatlicher Mietzahlungen – das klingt für viele attraktiv. Aber was, wenn man keine finanziellen Rücklagen hat? Keine Sorge, der Wunsch nach den eigenen vier Wänden muss deshalb nicht scheitern. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Finanzierung ohne Eigenkapital durchaus möglich. Hier erfährst du, wie du mit einer Vollfinanzierung zu deiner Traumimmobilie kommst.

Mann und Frau mit Taschenrechner und Unterlagen
© Geber86/stock.adobe.com
Mann und Frau mit Taschenrechner und Unterlagen
© Geber86/stock.adobe.com

In aller Kürze:

  • Bei einer Vollfinanzierung werden alle Kosten für den Bau oder Kauf einer Immobilie durch einen Kredit finanziert.
  • Die Finanzierung ohne Eigenkapital ist risikoreich, weshalb die Bank deine Bonität eingehend prüft.
  • Mit einer Vollfinanzierung kommst du schnell zum Eigenheim und kannst niedrige Bauzinsen für dich nutzen ...
  • ... allerdings sind die Kosten insgesamt höher und die Rückzahlung des Kredits dauert länger.

Was versteht man unter einer Vollfinanzierung?

Von einer Vollfinanzierung spricht man, wenn der gesamte Kaufpreis oder die gesamten Baukosten einer Immobilie durch einen Kredit finanziert werden, ohne dass du als Kreditnehmer:in Eigenkapital einbringst. Das bedeutet, dass du keinen Teil des Kaufpreises oder der Baukosten aus eigenen Mitteln bezahlst, sondern den gesamten Betrag über einen Kredit aufnimmst.

Bei einer Vollfinanzierung deckt der Kredit neben dem Kaufpreis der Immobilie auch alle Kosten wie Nebenkosten, Gebühren oder Provisionen ab. Du verpflichtest dich, den gesamten Kreditbetrag plus Zinsen über einen bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen. Die Rückzahlung, auch Tilgung genannt, erfolgt in der Regel in monatlichen Raten. Voraussetzung dafür ist, dass du über ein sicheres Einkommen verfügst, mit dem du die Raten bezahlen kannst.

Was kann ich mir leisten?

Diese Form der Baufinanzierung ist mit höheren finanziellen Belastungen und Risiken verbunden. Deshalb solltest du dir vorher gut überlegen, ob eine Finanzierung ohne Eigenkapital wirklich das Richtige für dich ist. Die Bank stellt bei einer Finanzierung ohne Eigenkapital höhere Anforderungen an dich. Sie prüft deine Bonität und deine Schuldenfreiheit. Außerdem bewertet sie Preis, Zustand und Lage der Immobilie und prüft, ob die Investition sinnvoll ist.

Berechne deine monatliche Rate bei einer Vollfinanzierung ganz einfach mit dem Baufinanzierungsrechner.

110-Prozent-Finanzierung

Beim Immobilienkauf wird die Vollfinanzierung auch als 110-Prozent-Finanzierung bezeichnet. Da kein Eigenkapital eingebracht wird, deckt sie alle Kosten der Immobilie ab – sowohl den Kaufpreis (100 %) als auch die Kaufnebenkosten (in der Regel etwa 10 % des Kaufpreises). Zu letzteren zählen beispielsweise Notarkosten und Grunderwerbsteuer.

Was zählt als Eigenkapital?

Unter Eigenkapital versteht man die finanziellen oder materiellen Mittel, die du selbst aufbringst, um einen Teil der Bau- oder Kaufkosten der Immobilie zu decken. Es dient der kreditgebenden Bank als Sicherheit.
In der Regel können folgende Mittel als Eigenkapital angerechnet werden:

  • Geld aus dem eigenen Vermögen (Giroguthaben, Tagesgeld, Bargeld etc.)
  • Bausparguthaben
  • Arbeitgeber- oder Verwandtendarlehen
  • Abbezahlte Immobilien oder Grundstücke
  • Öffentliche Darlehen und Bauförderungen
  • Kapitallebens- oder Rentenversicherungen
  • Materielle Wertgegenstände (Gold, Gemälde, Oldtimer etc.)
  • Aktien

Verschiedene Kreditinstitute können jedoch unterschiedliche Anforderungen und Kriterien für die Akzeptanz des Eigenkapitals haben. Am besten erkundigst du dich vorher bei der jeweiligen Bank.

Quelle: immowelt.de

Muskelhypothek

Beim Hausbau oder der Sanierung kann auch deine eigene Muskelkraft als Eigenleistung angerechnet werden. Wenn du handwerkliche Arbeiten wie Tapezieren, Boden verlegen oder Fliesen legen selbst ausführst, kannst du sie als Eigenleistung geltend machen. Diese wird dann auf das vorhandene Eigenkapital angerechnet. So kannst du bei vielen Banken bis zu 20 % der Bausumme als Eigenleistung einbringen. Man spricht dann von einer "Muskelhypothek".

Beachte aber, dass die Kreditinstitute einen Nachweis über deine handwerklichen Fähigkeiten verlangen können. Außerdem solltest du nur dann handwerkliche Eigenleistungen erbringen, wenn du dir das auch wirklich zutraust.

Quelle: verivox.de
Mann verlegt Fliesen
© Anselm/stock.adobe.com

Vor- und Nachteile einer Vollfinanzierung

Vorteile

  • Langfristig rentabel: Bei steigenden Immobilienpreisen kann die Finanzierung zur Geldanlage werden.
  • Zeitersparnis: Bei einer Vollfinanzierung entfällt die Ansparphase für das Eigenkapital. Wer ein sicheres Einkommen hat, kann so schnell ins Eigenheim ziehen.
  • Niedrige Zinsen nutzen: Sind die Bauzinsen niedrig, kann sich eine Vollfinanzierung trotz Zinsaufschlag lohnen. Schließlich können sie während der Ansparphase des Eigenkapitals deutlich steigen.

Nachteile

  • Schlechtere Zinskonditionen: Das höhere Risiko der Bank bei der Vollfinanzierung schlägt sich in höheren Zinskosten nieder. Umgangssprachlich spricht man auch von einem "Risikoaufschlag".
  • Längere Laufzeit: Durch die insgesamt höheren Kosten dauert auch die Tilgung des Darlehens länger.
  • Strengere Bonitätsprüfung: Da die Bank ein höheres Risiko eingeht, werden deine Kreditwürdigkeit und Schuldenfreiheit strenger geprüft.
Quelle: interhyp.de

Vier Schritte zur Baufinanzierung ohne Eigenkapital

  1. Schließe die Finanzierungslücke: Wenn du keine Rücklagen hast, solltest du jetzt anfangen zu sparen. Denn auch dein neues Haus wird irgendwann renoviert werden müssen. Dafür solltest du nicht zusätzlich zur Vollfinanzierung einen Kredit aufnehmen müssen.
  2. Sorgfältig planen: Da eine Vollfinanzierung mit einer hohen, langfristigen Belastung verbunden ist, solltest du im Voraus sorgfältig planen. Überlege dir genau, ob du finanziell ausreichend abgesichert bist (z.B. durch einen unbefristeten Arbeitsvertrag) und was du dir wirklich leisten kannst. Außerdem kann es sinnvoll sein, mit Hilfe einer Immobilienbewertung zu prüfen, ob der Kaufpreis überhaupt angemessen ist.
  3. Biete Sicherheiten: Mit zusätzlichen Versicherungen kannst du dich gegen Zahlungsunfähigkeit absichern. Je nach Situation kann das eine Risikolebensversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Restschuldversicherung sein. Auch ein Bausparvertrag lohnt sich, um das Zinsänderungsrisiko in Niedrigzinsphasen zu minimieren.
  4. Die richtige Bank finden: Bei einer Finanzierung ohne Eigenkapital lohnt es sich, die Konditionen verschiedener Banken zu vergleichen. Bevor du dich für eine Bank entscheidest, solltest du dich ausführlich beraten lassen. Unser Baufinanzierungsrechner kann dir dabei helfen.

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© Halfpoint/Fotolia

Häufige Fragen schnell beantwortet

Grundsätzlich ist eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital auch für Selbstständige möglich, aber schwieriger zu bekommen. Da sie in der Regel ein unregelmäßiges Einkommen haben, gehen Banken bei Selbstständigen von einem höheren Risiko aus und stellen dementsprechend höhere Anforderungen. Ein:e zweite:r Kreditnehmer:in kann die Chancen auf eine Finanzierungszusage erhöhen.
Baufinanzierungen ohne Eigenkapital werden von zahlreichen Banken angeboten. Ob Kreditnehmer:innen eine Zusage für eine Vollfinanzierung erhalten, hängt jedoch von den individuellen Voraussetzungen ab. Um die besten Konditionen zu finden, empfiehlt es sich, verschiedene Banken zu vergleichen. Bei der Suche nach der richtigen Bank kann auch unser Baufinanzierungsrechner helfen.
Für eine Immobilien- oder Baufinanzierung wird in der Regel ein Eigenkapital von mindestens 20 % empfohlen. Einige Banken bieten aber auch Finanzierungen mit einem geringeren Eigenkapitalanteil oder Vollfinanzierungen an. Die Konditionen sind dann allerdings in der Regel weniger attraktiv.
Das Eigenkapital hat einen erheblichen Einfluss auf die Zinsen bei der Baufinanzierung. Je höher das Eigenkapital, desto niedriger sind in der Regel die Zinsen. Denn mehr Eigenkapital verringert das Risiko für die Bank. Kreditnehmer:innen mit einem hohen Eigenkapitalanteil können daher von günstigeren Zinskonditionen profitieren.
Bei einer Baufinanzierung ohne Eigenkapital wird der gesamte Kaufpreis inklusive aller Nebenkosten von der Bank finanziert. Man spricht daher auch von einer Vollfinanzierung oder 110-Prozent-Finanzierung.

Ein Unterschied besteht lediglich zwischen der 110-Prozent-Finanzierung und der 100-Prozent-Finanzierung, auch Kaufpreisfinanzierung genannt. Bei letzterer umfasst die Baufinanzierung nur den Kaufpreis der Immobilie. Die Nebenkosten hingegen müssen aus Eigenmitteln bezahlt werden.