Niedrigenergiehaus - So lebst du energieeffizient im Eigenheim
Ein energieoptimiertes Eigenheim – das ist nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den eigenen Geldbeutel von Vorteil. Der Begriff Niedrigenergiehaus ist nicht eindeutig definiert, es gibt jedoch einige Vorgaben und Richtlinien, an die du dich halten musst.
Übersicht
In aller Kürze
- Nach Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes werden neue Häuser heute immer als Niedrigenergiehäuser gebaut.
- Merkmale: Gute Wärmedämmung, vollautomatisch geregelte Heizungen und Lüftungsanlagen.
- Für gute Energieeinsparung ist die richtige Dämmung entscheidend.
- Die Anforderungen in Sachen Energie müssen dem Vergleich mit einem "Referenzhaus" standhalten.
- Gebäudeform und Ausrichtung der Räume tragen dazu bei, Energie zu sparen.
- Wegen der guten Dämmung ist regelmäßoges Lüften bei Niedrigenergiehäusern besonders wichtig.
Was ist ein Niedrigenergiehaus?
Simpel gesagt, verbraucht ein Niedrigenergiehaus besonders wenig Energie.
Dafür sorgen:
- eine effiziente Wärmedämmung des Daches und der Außenwände,
- die Dämmung von Fenstern und Außentüren,
- vollautomatisch geregelte, auf die Bewohner:innen abgestimmte Heizungen und Lüftungsanlagen.
Falls du ein neues Haus baust, wirst du übrigens automatisch ein Niedrigenergiehaus bauen. Denn laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) dürfen neue Wohngebäude bestimmte Richtwerte für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlen nicht mehr überschreiten.
3 Regeln für den Neubau – Darauf musst du achten
Damit du dein neues Haus als Niedrigenergiehaus bezeichnen kannst, müssen einige Kriterien erfüllt sein.
1. Anforderungen in Sachen Energie
- Im Vergleich zu einem Referenzgebäude, das im GEG definiert wird, dürfen bestimmte Richtwerte für Wärme und Energiedurchlass nicht überschritten werden. Das zu gewährleisten solltest du den Profis überlassen, damit hier keine Fehler passieren.
- Nicht nur das Äußere des Gebäudes, sondern auch Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen müssen gedämmt werden.
- Neubauten dürfen einen bestimmten Jahres-Primärenergiebedarf nicht überschreiten: Damit ist die Energie gemeint, die für Heizung und Elektrik benötigt wird.
- Zumindest ein Teil des Energiebedarfs muss durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Laut Abschnitt 4 des GEG ist die Anforderung z.B. dann erfüllt, wenn mind. 15% der Wärme aus Solarenergie oder mind. 15% des Stroms aus erneuerbaren Energien bezogen wird.
2. Gebäudeform und Ausrichtung der Räume
- Die Gebäudeform sollte möglichst kompakt und wenig verwinkelt sein, damit kaum Energie entweicht.
- Die richtige Ausrichtung:
- Räume in denen du dich häufig aufhältst, sollten nach Süden hin ausgerichtet sein und große Fensterfronten haben, die möglichst energiedurchlässig sind. So kannst du im Sommer Wärme speichern, die durch die Sonne in dein Haus gelangt.
- Andere Räume wie Küche oder Bad sollten nach Norden ausgerichtet werden und benötigen nicht allzu große Fenster.
3. Die richtige Dämmung
Eine gute Dämmung der Außenwände und des Daches ist eine der wichtigsten Voraussetzungen.
Es gibt zwei Arten der Dachdämmung, die Aufsparrendämmung und die Zwischensparrendämmung:
Die Aufsparrendämmung gilt als die effizienteste, aber auch teuerste Lösung, um dein Dach zu dämmen. Das Dämmmaterial wird außerhalb der Sparren (die Balken auf denen das Dach liegt), aber unter den Dachziegeln angebracht. Deshalb muss das Dach komplett neu eingedeckt werden, was einige Kosten verursacht.
Bei der Zwischensparrendämmung werden lediglich die Zwischenräume der Sparren mit Dämmmaterial gefüllt. Diese Variante ist zwar deutlich kostengünstiger, doch weniger energieeffizient, da Wärmebrücken* entstehen können.
Niedrigenergie-Altbau
Du hast auch die Möglichkeit, deinen Altbau vorschriftsgemäß umzubauen. Achte dabei auf folgende Vorgaben:
- Entweder die oberste Geschossdecke oder das Dach müssen gedämmt werden.
- Wenn ein Bauteil erneuert oder zu mindestens 10 % ausgetauscht wird, müssen auch hier die Richtwerte des Referenzgebäudes aus dem GEG eingehalten werden.
- Gas- und Ölheizungen dürfen nicht länger als 30 Jahre lang in Betrieb sein. Ansonsten müssen sie ausgetauscht werden.
Weitere Infos zum Thema Sanieren findest du in unserem Ratgeber:
Tipps für Alt- und Neubauten – Ein gutes Raumklima schaffen
Vorteile
- Niedrige Energiekosten und ein gutes Raumklima im Gebäude
- Rund eine Tonne Kohlenstoffdioxid-Einsparung pro Jahr und Haus im Vergleich zu herkömmlichen Neubauten
- Die recht hohen Baukosten gleichen sich im Laufe der Zeit durch die geringen Energiekosten wieder aus
- Günstige Kredite für den Neubau, Erwerb oder die Sanierung bestimmter KfW-Effizienzhäuser vergibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Nachteile
- 3 - 8 % höhere Baukosten als bei herkömmlichen Einfamilienhäusern
- Gefahr von Schimmelbildung: Die Feuchtigkeit kann durch die wärmeisolierten (wasserdampfdichten) Wände kaum entweichen. Um dies zu vermeiden, werden Lüftungsanlagen verbaut, in denen sich bei unsachgemäßer Handhabung Legionellen (Bakterien) bilden können
Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)
Für die energetische Sanierung eines bestehenden Hauses oder den Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses gibt es den Wohngebäude-Kredit. Gefördert werden alle Maßnahmen, die zur Effizienzhaus-Stufe 85 oder besser führen. Bei einem Kauf müssen die Sanierungskosten dafür gesondert ausgewiesen sein.
Das Niedrigenergiehaus ist das perfekte Zuhause für dich?
In welchem Ort / welcher Gemeinde suchst du?Unterschiede zu anderen Effizienzhäusern
Wie andere Effizienzhäuser zeichnet sich auch das Niedrigenergiehaus durch eine besonders energieeffiziente Bauweise und Gebäudetechnik aus und erreicht eine höhere Energieeffizienz als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Neben dem Niedrigenergiehaus gibt es aber noch weitere Formen von Effizienzhäusern, die ganz eigene Merkmale haben. Hier ein paar Beispiele:
Niedrigstenergiehäuser
- Neubau-Standard für Gebäude, welcher ab 2021 in der EU verpflichtend vorgegeben ist.
- Der sehr geringe Energiebedarf wird größtenteils durch nachhaltige Energiequellen gedeckt.
- Erfüllt den Standard KfW-Effizienzhaus 55.
- Die hohe Energieeffizienz wird z.B. durch gedämmte Decken, Bodenplatten oder mehrfach verglaste Fenster erreicht.
- Auch die Ausrichtung des Gebäudes und eine kompakte Bauweise spielen eine große Rolle.
Passivhäuser
- Sind optimal gedämmt.
- Ihre Energie gewinnen sie so gut wie möglich aus der Sonne.
- Sind oft nach Süden hin ausgerichtet, haben große Fenster oder Glasfronten, um die Wärme optimal einzufangen.
- Passivhäuser besitzen eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung.
Null- oder Plusenergiehäuser
- Können ihren eigenen Energiebedarf selbst decken!
- Verbrauchen genau so viel oder weniger Energie wie sie durch erneuerbare Energieerzeugungsanlagen produzieren.
- Zur Energiegewinnung nutzen sie z.B. Solaranlagen auf dem Dach, Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen.
Niedrigstenergiehäuser
- Neubau-Standard für Gebäude, welcher ab 2021 in der EU verpflichtend vorgegeben ist.
- Der sehr geringe Energiebedarf wird größtenteils durch nachhaltige Energiequellen gedeckt.
- Erfüllt den Standard KfW-Effizienzhaus 55.
- Die hohe Energieeffizienz wird z.B. durch gedämmte Decken, Bodenplatten oder mehrfach verglaste Fenster erreicht.
- Auch die Ausrichtung des Gebäudes und eine kompakte Bauweise spielen eine große Rolle.
Passivhäuser
- Sind optimal gedämmt.
- Ihre Energie gewinnen sie so gut wie möglich aus der Sonne.
- Sind oft nach Süden hin ausgerichtet, haben große Fenster oder Glasfronten, um die Wärme optimal einzufangen.
- Passivhäuser besitzen eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung.
Null- oder Plusenergiehäuser
- Nullenergiehäuser können ihren eigenen Energiebedarf selbst decken!
- Verbrauchen genau so viel oder weniger Energie wie sie durch erneuerbare Energieerzeugungsanlagen produzieren.
- Zur Energiegewinnung nutzen sie z.B. Solaranlagen auf dem Dach, Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen.
Wichtige Fragen schnell geklärt
- Das Referenzgebäude ist ein “virtuelles Hilfsgebäude”.
- Es hat die gleiche Geometrie, Nutzfläche und Ausrichtung wie das Gebäude “in Arbeit”.
- Das “gedachte” Referenzgebäude hat standardisierte Außenwände, Fenster, Türen, Decken, Dach- und Anlagentechnik, so wie das Gesetz es für Wohngebäude vorschreibt.
- Das echte (eventuell noch zu bauende) Haus muss sich bei Wärme und Energiedurchlass mit den vorgegebenen Werten des Referenzgebäudes vergleichen.
- Um die Standards von Effizienzhäusern zu erfüllen, müssen die Werte einen bestimmten Prozentsatz derer des Referenzhauses unterschreiten.
Es gibt verschiedene bauliche Maßnahmen, die dazu führen, dass der KfW 55-Standard errreicht wird. Dazu zählen z.B. der Einbau einer Pelletheizung, eine hohe Luftdichtheit des Gebäudes, Wärmerückgewinnung oder eine energetisch günstige Heizungsanlage.
Die KfW fördert die Sanierung bereits bestehender Gebäude hin zum KfW 55-Standard. Neubauten mit Effizienzhaus-Stufe 55 werden seit dem 01.02.2022 nicht mehr gefördert.
Effizienzhaus-Stufen der KfW für Neubauten
Effizienzhaus-Stufen der KfW für Sanierungen